Der Tag der deutschen Einheit -
meine Gedanken und Eindrücke


Es ist Dienstag, ein langes Wochenende liegt hinter uns. Gestern war der 3. Oktober, ein Tag der mir in meinem Leben spätestens bewusst wurde als im Geschichtsunterricht das Thema Mauerfall und deutsche Einheit durch genommen wurde. Natürlich, auch vorher nahm ich diesen Tag wahr, allerdings mehr als freier- und Feiertag. 
Auf Familienvideos sah ich einmal Aufnahmen vom 3. Oktober 1990 oder 91. Die Menschen jubelten auf den Straßen und es gab ein großes Feuerwerk. Hoffnung, Freude und auch Unsicherheit lagen in der Luft. Ich kann mir nur dank alter Fotos und Erzählungen meiner Eltern und Arbeitskollegen eine kleine Vorstellung über die damalige Zeit machen. 
Meine Verbindung zur Wiedervereinigung ist meine Geburtsurkunde auf der noch "Deutsche Demokratische Republik" steht und die Erinnerung, dass mir meine Eltern damals aus West Berlin eine Alf Puppe mitgebracht haben. 

Das Thema geteiltes Deutschland beschäftigt mich immer wieder. Schon in der Schulzeit hat mich das Thema zweiter Weltkrieg aufgeregt, ich konnte nicht verstehen wie man einem Wahnsinnigen hinterher eifern kann und es in Kauf nimmt unzählige Menschen töten und sterben zu lassen. Ebenso konnte ich es nicht nachvollziehen wie man ein Land einfach zerteilen konnte. Wie man Familien auseinander gerissen hat, junge Lieben zerstört und Schicksale bestimmt hat. 
Wenn diese Mauer nicht gewesen wäre, dann hätten meine Eltern vielleicht auch die Beatles Live erleben können. Kunst und Kultur wurde den Menschen vorenthalten, vom Reisen und den materiellen Dingen mal abgesehen. In der 10. Klasse habe ich in Kunst meine Abschlussarbeit zum Thema Kunst der DDR geschrieben. Durch meiner Arbeit an diesem Thema habe ich einen Einblick in die Zensur und in die künstlerischen Gedanken und Köpfe der DDR bekommen und auch gemerkt wie unterschiedlich die Künstler in DDR und BRD waren. 
Im Internet habe ich immer wieder Berichte aus dieser Zeit gelesen und natürlich auch Filme gesehen. Jüngst habe ich eine Reportage gesehen über das Schiff "Völkerfreundschaft", einen Mann der in DDR Gefangenschaft war, frei gekauft wurde und dann anderen Menschen aus der DDR die Flucht ermöglichen wollte und dadurch einen besten Freund gewann, der eigentlich sein Auftragskiller war. Außerdem sah ich noch wie ein großer Anführer der DDR Künstlerszene eigentlich ein Verräter war und für die Stasi gearbeitet hat. 
Natürlich gibt es auch Menschen die, die DDR in guter Erinnerung hatten. Geregelte Arbeit und eine harmonische Familie, wenn man etwas nicht kennt oder braucht, vermisst man es nicht. Ob man nur eine Art Hose hat und nur 2 mal im Jahr Südfrüchte (ich übertreibe mal) die Ansprüche lagen dann eben woanders und nicht alle waren traurig. 

Fakt ist ein Land sollte nicht geteilt werden und es sollten nicht solche Unterschiede entstehen. Wenn das alles nicht passiert wäre, dann würden wir jetzt nicht immer noch in Ost und West unterscheiden. Vielleicht ist meine Generation ja die letzte, die mit solchen Unterschieden noch in Berührung kommt, schön wäre es. 



In Dresden fanden nun also die Feierlichkeiten statt. Anstelle, dass man durch die Straßen zieht und sich zurück versetzt in die damalige Zeit, sich freut was bisher passiert ist, stehen da also Hasserfüllte Menschen in unserer schönen Altstadt und pfeifen Frau Merkel aus. Schimpfworte der übelsten Sorte und die Gesichter zur Faust geballt. 
Was ist nur los mit diesen Menschen?
Natürlich, es läuft gerade nicht wirklich gut in der Politik, aber wann lief es denn mal gut? Was ist in meinem Leben schief gelaufen, dass ich diesen 3. Oktober nutze um mich morgens auf einen verregneten Platz zu stellen und mich wie das Letzte in der Gesellschaft benehme? Das hat überhaupt nichts mit Meinungsäußerung zu tun. Sie stehen auf dem Boden, an der Stelle wo Menschen wegen purem Hass gestorben sind. Sie rufen neben der Frauenkirche die schlimmsten Schimpfwörter wo einst Bomben alles zerstört haben. Zu was sind diese Menschen noch fähig, wenn sie sich für nichts mehr freuen können?



Wir sind gestern erst am frühen Abend in die Stadt, nachdem wir einige Meldungen gesehen hatten und gar keine Lust darauf hatten. 
Polizei hin oder her, bei solchen Menschen finde ich es absolut wichtig, dass die Polizei da ist. 
Unter Videos muss man lesen, wie eingebildet die Kanzlerin ist und was ihr einfällt in Dresden rauf und runter zu laufen. Geht es noch? Sie mag sein wie sie ist und sie ist auch nur ein Mensch. Keiner weiß in wie weit sie überhaupt unser Land von allein regiert, keiner weiß was in der Politik eigentlich los ist, das ist schlimm genug. Fakt ist aber, Frau Merkel hatte gestern sicher keine Lust diesem Haufen, grauer und voll Hass erfüllter Menschen zu begegnen und doch hat sie es gemacht. Ich an ihrer Stelle hätte wohl noch Angst gehabt es kommt gleich etwas geflogen. 

Ich verstehe wenn Menschen unzufrieden sind, aber dafür kann man nicht immer andere verantwortlich machen. Es ist eine Schande und überhaupt nicht nützlich um etwas in der Politik zu bewegen. Egal was hier noch passiert, diese Menschen werden immer dagegen sein, weil ihnen das Verständnis für einige Sachen fehlt, sie sehen nicht, dass man zuerst auch bei sich selber anfangen muss. Mit ihrem Hass und ihrer Wut fühlen sie sich in der Masse stark und lassen der Gewalt freien lauf, das aller schlimmste ist, dass es sich dabei nicht nur um junge Menschen handelt, sondern ganz viele Ü 50 jährige. Gerade sie müssten doch begriffen haben, dass es anders gehen muss. 



Gestern Abend war es jedenfalls ruhig, wir konnten noch ein wenig lecker essen und Musik lauschen, auf dem Theaterplatz sollten Karat singen, wahrscheinlich "Über Sieben Brücken musst du gehen" passend zum Thema "Brücken bauen". Durch die Bundesländermeile sind wir auch gelaufen auf der es noch recht feierlich war und die sehr angenehm gestaltet war. Von pöbelnden Menschen, zum Glück, keine Spur mehr. 

Der Tag der deutschen Einheit ist für mich eigentlich nur ein Feiertag, da es für mich nur ein Deutschland gibt, aber er ruft in mir immer wieder die Erinnerung hervor zu was Menschen fähig sind wenn man sie einfach machen lässt. Schuld an der Teilung waren nicht die Besatzungsmächte, sondern jemand ganz anderes. 

Kommentare

  1. Ein wirklich roller Artikel! Danke für seine Eindrücke und seine Meinung! Ich finde es auch absolut erschreckend , was momentan so abgeht! Einfach schrecklich! Gruß Sylvi

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